Radioandachten auf Charivari 96,6 im Mai 2016

Montag: Einfach Pfingsten

Guten Morgen,
einen freien Tag schenkt das Pfingstfest heute den meisten Menschen – aber als Dank wissen viele überaupt nicht, worums an Pfingsten geht.
Das hängt sicher auch damit zusammen, das diese alte biblische Pfingsterzählung so ungewöhnlich ist. Die Jünger Jesu mit Feuerflammen auf dem Kopf erzählen in vielen verschiedenen Sprache von Jesu Auferstehung. Mit dieser Geschichte tun sich manche Menschen ziemlich schwer.
Auf der anderen Seite ist das Thema von Pfingsten so nah, wie sonst keines: Nämlich, dass Gott nicht irgendwo ganz weit weg ist, sondern in mir drin! Und da bewegt er so einiges:
Manchmal lässt er mich innerlich gescheit spüren, was richtig und falsch ist.
Einige Male gibt er mir einen Tritt in den Hintern, wenn ich mal wieder zu bequem und selbstzufrieden bin.
Schön ist es, wenn ich in mir eine Kraftquelle spüre, die mich motiviert, auch wenn eigentlich mein innerer Akku schon längst leer sein müsste.
Da passiert so viel, was ich mir manchmal nicht hundertprozentig erklären kann. Das ist wohl diese Kraft von der Jesus immer gesprochen hat, und die er “Heiliger Geist” nennt. Und genau darum geht es Pfingsten.Pfingsten, das ist nicht nur ein Feiertag. Das ist ein Ereignis mittendrin in mir als Mensch.
Einen schönen Pfingst-Feiertag wünsche ich Ihnen

Dienstag: Die Evangelistin Johanna

Guten Morgen,
kürzlich habe ich in einer Dorfkirche eine Entdeckung gemacht: Und zwar ein aus Holz geschnitztes junges Mädel. Etwa 20 Zentimeter groß hockte sie auf dem Sims der Kanzel. Ich fand sie total süß, mit vollen Wangen, die Haare kurz im 80er-Jahre Look, eine beige Weste mit weißem Kragen – ich fand sie zum Knuddeln, wenn sie nicht aus Holz wäre – und wenn der Pfarrer der Kirche mir dann nicht gesagt hätte: Das soll der Evangelist Johannes sein!
Da war ich dann schon ein bisschen enttäuscht. Aber ich habe mich dann entschieden: Für mich bleibt das ein fränkisches Mädel – ich nenn sie Evangelistin Johanna!
Die gibt es ja öfter – Evangelistinnen: Frauen, die von ihrem Glauben weitererzählen. Als Mitarbeiterinnen im Kindergottesdienst, als Mama, als Oma, als Erzieherin im Kindergarten, als Helferin auf der Konfirmandenfreizeit. Das sind meine Johannas.
Was würden wir ohne diese Frauen tun, die ganz authentisch ihren Glauben leben und daraus kein Geheimnis machen. Auch mit allen Unsicherheiten und Zweifeln, die sie manchmal plagen. Gerade weil sie so echt sind, tragen sie das Evangelium so erfolgreich in unsere Welt hinein.
Unseren fränkischen Johannas sei dieser Ehrenplatz an der Kanzel in der Kirche von Diespeck von Herzen gegönnt.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Mittwoch: Ruf doch mal an

Guten Morgen,
als ich noch ein Kind war, klebte an jeder Telefonzelle so eine weiße Sprechblase mit dem Slogan: “ruf doch mal an!”. So als Motivationsschub, mal wieder zu telefonieren, obwohl das damals manchmal unterwegs nicht so einfach war: man brauchte passendes Kleingeld, eine freie Telefonzelle, und man musste die Nummer parat haben.
Heute ist das viel einfacher – jeder hat sein Smartphone dabei. Bloß es ruft keiner mehr an, sondern man schmeißt sich de WhatsApp-Nachrichten gegenseitig an den Kopf. Ach, Nachrichten kann man das ja gar nicht nennen! Diese Halbsätze, diese Smileys, die jeder anders interpretiert, halbgare Formulierungen … wen wundert es da, dass sich Leute missverstehen und beginnen sich zu streiten – obwohl sie das eigentlich gar nicht wollen!
Wahnsinn, wie das da manchmal abgeht!
“Ruf doch mal an!” – Du hast das Handy doch sowieso in der Hand! Dann könnt ihr – nein – dann müsst ihr endlich wieder richtig und vernünftig miteinander reden. Du hörst dann, was der Andere wirklich meint und ihr bekommt euer Problem viel besser aus der Welt geschafft.
Eigentlich ist es so einfach ….. man darf halt mkeine Angst haben, mit dem Anderen einfach mal wirklich zu reden.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Donnerstag: Gewinnen oder gewinnen?

Guten Morgen,
Ralf streitet sich eigentlich gar nicht gerne – er mags lieber harmonisch. Aber wenns dann mal Ärger gibt, und ein Kollege ihm mit unangenehmen Problemen oder einer ganz anderen Meinung kommt, dann wird der rasiert. Da fackelt Ralf nicht lange, ihm fallen immer ein paar gute Argumente ein, mit denen er seinem Gegenüber das Maul stopfen kann. Denn auf den Mund ist Ralf wirklich nicht gefallen. Dann hat er wieder Ruhe.
In letzter Zeit ist es aber ruhiger um ihn geworden, als es ihm lieb ist. Man hat den Eindruck, dass ihm viele aus dem Weg gehen, keine Lust mehr haben, mit ihm gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Und er selbst hat inzwischen das Gefühl, hier auf einem verlorenen Posten zu kämpfen.
Zu oft hat er gestritten und dabei das Ziel gehabt, den Streit für sich zu gewinnen. Vielleicht hätte er öfter versuchen sollen, den anderen Menschen für sich zu gewinnen. Die Kollegen, die als von ihm Besiegte die Meetings verlassen haben, die hat er verloren.
So streiten, dass man mit Argumenten und Offenheit, den Anderen für sich gewinnt, statt ihm zu besiegen – ich hoffe, dass Ralf das irgendwann nochmal lernt, sonst wird es verdammt einsam um ihn.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Freitag: Behütet

Guten Morgen,
ich bin immer wieder überrascht, mit welchen interessanten Kopfbedeckungen Menschen bei uns durch die Stadt laufen. Von futuristisch bis total retro: Manche erscheinen mir total praktisch und bei anderen habe ich das Gefühl, die sind eher Accesoire als Kopfbedeckung.
Die Hutmachern scheinen immer wieder ganz neue Ideen hervorzubringen.
Offenbar ist es vielen ein Bedürfnis, behütet durch die Welt zu gehen. Über dem eigenen Kopf mehr zu haben, als “nichts”.
Behütet … das ist ja eigentlich ein religiöser Begriff. Es bedeutet tatsächlich: Über meinem Kopf ist noch einer, einer der mich beschützt.
Bei mir ist es am Wochenende der Filzhut, beim Wandern ein Käppi und beim Radfahren der Helm …. und …darüber hinaus ist es an jedem einzelnen Tag Gott, der mich letztlich behütet – bei jedem meiner Schritte
In den Psalmen unserer Bibel finde ich den Wunsch: „Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.“
Das müsste ich mir eigentlich öfter selber sagen; und Ihnen sage ich es für heute auch: Ob mit Hut oder ohne: Der Herr behüte ich!

Samstag: Entschuldigung

Guten Morgen,
im Gartencenter gings an der Kasse mal wieder hoch her, und da sah ich, wie eine Dame mit ihrem Einkaufswagen ihrem Vordermann von hinten in die Beine gefahren ist. Aua … jeder weiß wie wie weh das tut.
Und was sagt die gnädige Frau? “Ah, des is net so schlimm…” – Das Gesicht von dem Angefahrenen können sie sich vorstellen.
Ja super! Das nennt man Mitgefühl und Aufmerksamkeit. Hey Lady, das tut weh, da kann man sich doch mal entschuldigen, schließlich war das ja keine Absicht.
Ist es denn wirklich so schwer, einmal “Entschuldigung” zu sagen? “Tut mir leid, tut´s noch weh?” Jeder ist mal unaufmerksam und macht einen Fehler – da fällt mir doch kein Zacken aus der Krone, wenn ich das einmal zugebe.
Wer sich entschuldigt, schafft Beziehung, der nimmt den Anderen und seine Gefühle ernst, der zeigt, dass er nicht nur an sich selber denkt.
Wer eine Welt möchte, die nicht kalt und herzlos ist, der muss bereit sein, “Entschuldigung” zu sagen auch bereit sein, zu vergeben. Dann klapps nicht nur an der Kasse vom Gartencenter besser.
Einen guten Tag wünsche ich ihnen.

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