Predigt: Kinder Gottes haben´s gut (1. Johannes 3,1) Taufe von Simon, 16. Februar 2003

Liebe Familie W., lieber Taufpate, liebe Verwandte, liebe Gemeinde,

„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen.“ So steht es im ersten Brief des Johannes.

In diesen Taufspruch für ihren Simon geht es um das Kindsein. Er sagt:
„Ihr seid Kinder, auch wenn ihr schon längst Erwachsene seid. Ihr bleibt die Kinder eurer Eltern und ihr seid – als Christen – Kinder Gottes“.

Darum möchte ich ein bisschen mit ihnen gemeinsam über das Kindsein nachdenken. Mit ihnen zusammen entdecken, welche Gemeinsamkeiten es gibt zwischen „Kind seiner Eltern sein“ und dem „Kind Gottes“ sein.

Kind sein – ist etwas besonderes.

Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist etwas ganz besonderes. Zwischen Mutter, Vater und Kind, da ist ein ganz besonderes Band gespannt.
Da wird so ein kleines Kerlchen geboren, und sofort schließt man es ins Herz, es gehört einfach zur Familie dazu, man möchte ihn oder sie auf keinen Fall mehr hergeben.
Das Band der Familie ist aus einem ganz besonderen Material.
Ich glaube, das kann man nicht einfach mit der genetischen Abstammung, sozusagen mit einer Genanalyse erklären. Das hat auch nichts mit rechtlichen Fragen zu tun, ob man im Reisepass als Kind eingetragen ist oder nicht.  Das Band zwischen Eltern und Kind ist unsichtbar, aber unglaublich fest.

Kind sein = Heimat haben

Die Familie ist für das Kind eine Heimat. Ihr Sohn Simon und ihre Tochter Selina wissen, wo sie hingehören. Ihre große Tochter kann dem, der sie fragt sagen: Da oben, das Haus an Kettenbrunnen, da bin ich daheim, das ist meine Familie – ich weiß wo ich hin gehöre. Da ist die Tür für mich immer offen, der kann ich hinkommen ohne vorher zu fragen – denn schließlich bin ich da daheim.

Wir Menschen brauchen einen Ort, eine Familie, wo wir hin gehören. Einen Platz, wo wir am Ende des Tages heimkehren können. Sonst sind wir heimatlos, Flüchtlinge im eigenen Leben.

Als Kinder Gottes haben wir auch bei Gott eine Heimat. Dann können wir wissen, dass wir bei Ihm  zu jeder Zeit willkommen sind. Ich empfinde es ganz wichtig, dass ich zu jeder Zeit zu meinem Gott kommen kann, ohne Voranmeldung, ohne einen wichtigen Grund zu haben … einfach so zu Gott kommen, mit ihm reden, auf ihn hören… das tut den Kindern Gottes gut.

Ich werde angenommen

Kind sein – das ist eigentlich etwas sehr komfortables. Man manchmal nützen es die Kleinen ja auch gegenüber ihren Eltern aus: Sie wissen eben: Wir haben bei Mama und Papa einen Stein im Brett. Die beiden haben mich lieb, da kann ich mir manchmal auch ein bisschen was erlauben. – Sie kennen das?  So etwas macht das Kindererziehen ja oft zur mühsamen Arbeit.

Die Kinder durchschauen uns halt manchmal sehr schnell. Sie merken: Ich bin das Kind meiner Eltern, und das bleibe ich auch. Auch wenn manchmal eine Zeitlang der Papa auf mich sauer ist: Verstoßen würde er mich nicht. Auch wenn ich einen großen Fehler mache: Er wird dennoch zu mir sagen: “ Du bist und bleibst mein Kind, auch wenn du manchmal etwas Falsches tust.“
Meine Eltern sagen nicht zu jedem Unsinn, den ich tue Ja und Amen, aber ich bin weiterhin bei ihnen willkommen.
Kindsein bedeutet: Ich werde angenommen, auch mit meinen schwierigen Seiten.
Ich muss nicht perfekt sein, um geliebt zu werden.

Ich bin froh, dass ich als Kind Gottes von ihm angenommen bin. Gerade als Erwachsener, der auch sein eigenes Leben kritisch betrachtet und immer wieder Fehler entdeckt. Vor den Menschen muss ich das, was ich falsch gemacht habe oft rechtfertigen; bin unsicher, ob ich für manchen groben Schnitzer mit Liebesentzug oder schiefen Blicken bestraft werde.
Gott kommt mir aber mit seiner Bereitschaft zur Vergebung entgegen. Ein Kind Gottes braucht keine Angst haben enterbt zu werden. Für meine Fehler ist Jesus am Kreuz eingestanden, ich muss nur seine Vergebung annehmen.
– Ja, Gottes Kinder haben es gut.

Alles geschenkt!

Liebe Tauf-Gemeinde,

das alles, was sie ihnen erzählt habe, bekommt man als Kind geschenkt! Der kleine  Simon hat nichts dazutun müssen, dass er ihr Kind geworden ist. Er hat es einfach geschenkt bekommen.
Merken sie? Die Geburt ihres Sohnes ist sozusagen ein doppeltes Geschenk:
– sie wurden mit einem Kind beschenkt
– und Simon wurde damit beschenkt, dass er ihr Kind sein darf.
Lebenslang!

Unglaublich, dass wir Menschen uns für so unbedeutende Dinge, die einen Ski-Weltmeister-Titel wie verrückt abstrampeln, eisern darum kämpfen – und im nächsten Jahr denkt schon keiner mehr dran.
Und so etwas lebenslanges, und bedeutendes wie das Kindsein bekommt man ganz einfach geschenkt.

Heute bekommt ihr Simon mit der Taufe noch etwas dazu-geschenkt: das Kind-sein gegenüber Gott. Er muss nichts dafür tun, Gott nimmt ihn mit offenen Armen auf: Simon, du darfst Gottes Kind genannt werden. Gottes Liebe erhältst du geschenkt, du darfst dich an ihm festhalten, und musst nicht darum kämpfen die ein Weltmeister.

Kinder gehen ihren eigenen Weg

Einen Punkt habe ich noch zum Schluss:
Schneller als den Eltern oft lieb ist, werden diese Kleinen zu ganz großen  selbstständigen Persönlichkeiten. Und sie werden früher oder später ihren eigenen Weg gehen. Erwachsen werden –  Emanzipation nennt man das heutzutage.

Die Pubertät gehört da dazu. Die Phase, in der wir als Kinder unserer Eltern einen eigenen Weg finden müssen. Manchmal gelingt das, und manchmal ist es ein problematischer Weg.

Dass eine Mal entwickeln sich Kinder in dieser Zeit zu eigenständigen Personen, und schaffen es dennoch gleichzeitig, Kind ihrer Eltern zu bleiben. Ihnen gegenüber den Respekt zu bewahren, ihnen liebevoll und partnerschaftlich gegenüberzustehen.

Schwierig finde ich es, wenn Kinder auf Dauer genau das Gegenteil von dem tun, was ihre Eltern tun würden, ihre eigene Herkunft verleugnen, die Eltern als „die Alten“ abtun und nicht mehr brauchen wollen.
Oft gehört so eine Phase zur Pubertät dazu. Aber es ist tragisch, wenn die Kinder danach nicht mehr zu der Eltern zurückfinden. Dann leiden die Eltern, und oft auch die inzwischen dann erwachsenen Kinder, auch wenn sie es sich oft nicht eingestehen.

Komisch, auch in unserer Beziehung zu Gott erleben wir manchmal so eine Art Pubertät. Zeiten, in denen wir uns von Gott, vom Glauben zu entfernen scheinen. Phasen, in denen wir mit den Vorstellungen von Gott, die wir kennen, nicht mehr zurechtkommen. Der Glaube scheint uns zu eng und unpassend wie ein alter Schuh.
Für manche Menschen ist das die Zeit, in denen sie den Glauben zu Seite legen.

Was bin ich froh, wenn ich entdecken kann das viele viele Christen diese Zeit des geistlichen Erwachsenenwerdens doch gut überstehen. Dass sie den Glauben wieder neu für sich entdecken. Nicht mehr so, wie die kleinen Kinder; ihr Glaube hat sich verändert, ihre Gebete und Hoffnungen sind andere geworden.
Aber sie haben entdeckt: auch als Erwachsene bleiben wir Kinder
– Kinder unserer Eltern; und Kinder Gottes.

„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir  Gottes Kinder heißen sollen“

Liebe Familie W.,
Ich wünsche Ihrer Familie, dass es ihnen, gemeinsam mit der Hilfe ihres Paten gelingt:
Dass Simon ein Leben lang Kind-sein erleben und genießen darf.
Als Kind von Alexandra und Jörg,
und auch als Kind Gottes.

Amen

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