Predigt zum Bild „Ein Lichtstrahl im Dunkeln“ von Barbara Helfer, 25. Dezember 2003, Weihnachten 2003

Liebe Gemeinde,

ist das einpred_lichtstrahl Weihnachtsbild? Passt das zu Weihnachten? Eigentlich könnte man bei diesen Gemälde von Barbara Helfer fast erschaudern. Dunkelheit und Düsterkeit fast überall.

Bedrohlich sind dunkle Wolken aufgezogen.  Graue, schwarze und dunkelblaue Schleier ziehen sich durch Bild. So, als wenn sich ein furchtbares Unwetter zusammenbrauen würde.

 Viel kann man auf diesem Bild, auf der Welt, die die Künstlerin gemalt hat, nicht erkennen. Die Dunkelheit scheint zu dominieren . So etwas zu betrachten macht eher traurig als froh, passt er nicht in meine Erwartung von Weihnachten.

Auf der anderen Seite stimmt es ja eigentlich: Es ist ziemlich oft ziemlich dunkel in unserer Welt.  Nicht nur, weil wir jetzt die so genannte dunkle Jahreszeit haben, sondern weil es auch immer wieder viel Dunkles gibt, viel Bedauernswertes, viel Trauriges. So etwas macht unsere Welt dunkel.

 Das Gemälde heißt „ein Lichtstrahl im Dunkeln“. Und der Lichtstrahl ist auch deutlich zu sehen. Von irgendwo aus der Ferne nimmt er seinen Ausgang, und trifft an der Stelle dieses Stalls unsere Erde.

Er durchbricht das Dunkel dieser Welt; und dort wo er den Boden berührt, da wird es plötzlich hell. Ungewöhnlich hell.

Die Menschen, die das beobachten sind auch auf dem Bild zu sehen. Mir scheint, als stehen sie fasziniert und ehrfürchtig vor dieser Erscheinung. Die Herrlichkeit des Lichts zieht sie an, und zugleich halten die respektvoll Abstand, zu ungewöhnlich ist das, was da passiert.

 Ein kosmisches Geschehen

Dieses Bild macht für mich etwas deutlich, was man sonst ganz gerne in theologischen Fachbegriffen beschreibt. Die Pfarrer reden davon, dass die Geburt Jesu Christi ein kosmisches Geschehen ist, indem sich Gott offenbart.

Was man damit meint, zeigt unser Bild:

Das Licht im Stall kommt nicht aus dem rührenden Geschehen um Maria und Joseph, um das Kind in der Krippe oder um Ochs und Esel. Es wird im Stall deshalb so hell, weil sich in dieser Welt etwas Wichtiges getan hat: Weil ein Lichtstrahl sich von Gott aus aufgemacht hat, die Weiten des Weltalls durchpflügt hat, an dem, was oft so schön und paradiesisch ist vorbei gezogen ist, und sich letztlich in dieser dunklen  Situation im Stall von Bethlehem auf unserer Erde niedergelassen hat.

Dieses Kind hat sein Licht, hat seine einmalige Ausstrahlung allein von Gott her, sein Licht leuchtet uns aus dem Stall entgegen. Das heißt: Wenn wir Gottes Licht sehen wollen, dann brauchen wir nicht in die Weite des Weltraums blicken, es reicht der Blick in die Krippe. Dort finden wir das Licht, das Gott uns Menschen gesandt hat.

Im Johannesevangelium heißt es am Anfang: In ihm war das Leben, und das Leben war das  Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam  in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht,  Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.

Um dieses Licht dreht sich alles, was wir in unserer Kirche tun. Zum Beispiel, wenn wir von Gott reden wollen: Dann tun wir gut daran, auf dieses Licht zu blicken, auf diesen Jesus Christus, in dem das Licht Gottes auf unsere Erde gekommen ist. Von ihm wissen wir viel, über ihn können wir viel in der Bibel lesen. In seinem Licht erkennen wir den unsichtbaren Gott.

 Ein anderer Punkt, den die Theologen immer wieder hochhalten, ist auch in diesem Bild zu spüren: Der Ausgangspunkt des Lichts scheint fern und geheimnisvoll. Wo Gott wohnt, dort können wir nicht hinkommen, werden dort nicht hineinblicken können, werden auch seine Gedanken und Wege nicht ergründen können.

Wir bleiben darauf angewiesen, uns an dieses Licht Gottes auf unserer Erde zu halten, auf Jesus Christus zu schauen, und von ihm her zu verstehen, was Gott von uns will. Was er uns sagen will, was er von uns verlangt.

Licht zieht an

 Ich werfe noch einmal einen Blick auf diesen Stall. Ich merke, dass mich dieses Licht anzieht, am liebsten würde ich auch dort hingehen und schauen, was dort zu sehen ist. Licht zieht Menschen an, vielleicht deshalb weil wir in unserem Innersten wissen, dass wir auf Licht angewiesen sind. Vielleicht auch deshalb, weil wir manchmal den Eindruck haben, dass es um uns herum eher düster und dunkel ist.

Es ist eine Binsenweisheit, aber trotzdem ist sie wahr: Erst im Kontrast zu Dunkelheit lernen wir das Licht schätzen. Damit könnte ich mir auch erklären, deshalb wir uns gerade im dunklen Winter so sehr nach Kerzen und nach Licht sehnen.

Weihnachten als das Fest des Lichts in unserer Welt als „Licht-Therapie“ für unsere Seelen. Eine Feier, die es in uns, wo es auch oft dunkel aussieht, wieder hell machen will. Dabei müssen wir aber aufpassen: So eine Lichttherapie kann man nicht mit jeder billigen Funzel machen. Auffallenderweise werden bei uns Jahr für Jahr in der Adventszeit und Weihnachtszeit mehr Lämpchen, Leuchtsterne, Lichterketten, beleuchtete Weihnachtsmänner und Wihnachtsfrauen und sonstiges Licht-Werkzeuge verkauft und in die Fenster und Gärten gehängt. Warum?

Weil es uns wirtschaftlich so gut geht und wir deshalb alles erstrahlen lassen wollen? Oder weil diese Lampen vielleicht doch unbewusst ein Ausdruck unserer Sehnsucht nach Licht im Leben sind?  Die Antwort muss jeder für sich selber finden.

 Die Künstlerin hat ihre – biblische – Antwort auf die Leinwand gemalt:

Das Licht, nach dem sich viele sehnen, die helle Zuversicht, die viele gerne hätten, der Lichtstrahl, der in eine Zukunft weist, die über unser Leben auf dieser Erde hinausgeht, dieses Licht kommt von Gott, in Bethlehem ist es vor 2000 Jahren auf unserer Erde eingetroffen.

Amen

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